Kapitel 10. Grafik

Inhaltsverzeichnis
The Gimp
Scanner
Digitalkameras

The Gimp

The Gimp ist die Kurzform für „The GNU Image Manipulation Programm“. The Gimp stellt ein umfangreiches Programm zur Bildbearbeitung dar. Folgende Debian GNU/Linux-Pakete stehen derzeit zur Auswahl: gimp1.1, gimp1.1-nonfree, gimp-data-extras. Sinnvoll sind weitere Ergänzungen wie gimp-manual (ein sehr umfangreiches, englischsprachiges Handbuch zu Gimp), xpcd-gimp (eine Erweiterung für Photo-CDs) und xsane-gimp1.1 (eine Schnittstelle zu vielen Scannern und Kameras). Weiterhin ist auch die ältere, aber stabile Version 1.0 von Gimp in Debian GNU/Linux 2.2 enthalten. Wir werden hier aber auf die neuere Version 1.1 eingehen.

Weiterhin ist es sicher kein Fehler, einige weitere Schriften (fonts) zu installieren. Empfehlenswert sind hier die Pakete freefont und sharefont sowie das Paket gsfonts-x11, welches Schriften aus Ghostscript unter X11 verfügbar macht. Weitere Schriften finden sich oft auf CDs zu Computerzeitschriften oder im Netz. Diese liegen meist nicht im von X11 verwendeten Postscript-Format vor, sondern als sogenannte True-Type Fonts. Sie können über einen True-Type Fontserver verfügbar gemacht werden.

Doch zurück zu The Gimp. The Gimp wurde zunächst auf Basis von Motif, einem kommerziellem Toolkit, entwickelt. Die Entwickler wollten das Programm jedoch einer breiten Masse verfügbar machen und so wurden schon früh Anpassungen an den freien Motif-Klone Lesstif gemacht. Doch dieses Paket konnte die Anforderungen der Entwickler nicht befriedigen, so daß Sie sich selbst an die Arbeit machten und ein eigenes Toolkit, GTK (Gimp Toolkit) entwickelten. Schon bald wurde GTK ausgegliedert und als eigenes Projekt weitergeführt. GTK ist mittlerweile die Basis von vielen freien Softwareprojekten, das bekannteste dürfte (neben The Gimp selber) das GNOME-Projekt sein. Ein doppelter Erfolg für die Entwickler von The Gimp also.

Die Oberfläche von The Gimp teilt sich in ein Hauptfenster mit der Menüleiste und den Schaltflächen für die verschiedenen Werkzeuge sowie jeweils einem Fenster für jede neue oder geladene Grafik.

Wundern Sie sich nicht, daß in den Menüs des Hauptfensters keine Einträge zum Speichern von Grafiken vorhanden sind... Zu jeder geladenen Grafik sind im jeweiligen Fenster eigene Menüs vorhanden, welche über die rechte Maustaste erreicht werden können. Aktionen, die sich auf die Grafik selber beziehen, können hierüber ausgeführt werden. Allgemeingültige Aktionen (Einstellungen, Drucken, Scannen....) sind über das Menü im Hauptfenster zu erreichen.

Kommandozeile

Da Gimp auf Unix-Systemen entwickelt wurde, läßt sich Gimp nicht nur von der Kommandozeile starten, sondern es lassen sich auch über diverse Parameter auf der Kommandozeile Funktionen aufrufen oder das Aussehen und Verhalten von Gimp beeinflussen. Sie können Gimp aber auch einfach nur von der Kommandozeile aus starten, indem Sie gimp eingeben. Wie auch bei allen anderen Programmen üblich, läßt sich Gimp mit der Option -h oder --help dazu bringen, die verfügbaren Kommandozeilenparameter anzuzeigen.
bash-2.03$ gimp -h

Benutzung: gimp [Option ...] [Datei ...]
Gültige Möglichkeiten sind:
  -h --help                Gibt diese Hilfe aus.
  -v --version             Gibt Versionsinformationen aus.
  -b --batch <Befehle>     Startet im Stapelmodus.
  -g --gimprc <gimprc>     Benutzt ein alternatives Profil.
  -n --no-interface        Startet ohne Oberfläche.
  -r --restore-session     Versucht eine abgelegte Sitzung wiederherzustellen.
  --no-data                Lädt keine Muster, Farbverläufe, Farbpaletten und Pinsel.
  --verbose                Zeigt Startmeldungen.
  --no-splash              Verbirgt Startfenster.
  --no-splash-image        Lädt kein Bild ins Startfenster.
  --no-shm                 Keiner geteilter Speicher zwischen GIMP und Plug-ins.
  --no-xshm                Benutzt die Xshm Erweiterung nicht.
  --console-messages       Warnungen in einer Konsole statt in einem Dialog.
  --debug-handlers         Aktiviert Fehlersuchroutinen.
  --display <Anzeige>      Benutzt die angegebene X Anzeige.

  --system-gimprc <gimprc> Benutzt alternatives Systemprofil.

Menüs und Tastatur

Die Werkzeugleiste von Gimp besteht aus drei Pull-Down-Menüs, vielen Icons sowie einer Fläche zur Farbauswahl und einer Fläche zur Musterauswahl.

Datei

Das erste Menü, „Datei“, besteht aus folgenden Einträgen:

Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, daß es keine Möglichkeit gibt, Grafiken zu speichern. Gimp öffnet zu jeder geladenen oder neu erstellten Grafik ein eigenes Fenster. Sie finden dort über die rechte Maustaste eine Möglichkeit, die Grafik zu speichern.

Xtns (Extensions/Erweiterungen)-Menü

Konfiguration

Gimp ist sehr individuell konfigurierbar. Viele der Einstellungen können über eine grafische Oberfläche vorgenommen werden, andere werden über die Dateien gimprc und gtkrc im Verzeichnis .gimp gesteuert.

Auch Gimp unterscheidet zwischen systemweiten und benutzerbezogenen Konfigurationsdateien. Benutzerbezogene Konfigurationsdateien befinden sich immer im Homeverzeichnis des Benutzers, im Verzeichnis .gimp.

Gimp verfügt über einen sehr umfangreichen Konfigurationsdialog. Sie können die veränderten Einstellungen mit einem Mausklick auf „OK“ für die aktuelle Sitzung aktivieren oder über die Schaltfläche „Speichern“ dauerhaft speichern.

Die Einstellungen von The Gimp sind innerhalb des Dialoges in verschiedene Bereiche (Neues Bild, Anzeige, Oberfläche, Umgebung, Sitzung, Monitor und Verzeichnisse) aufgeteilt, teilweise mit weiteren Untermenüs.

Umgebung

Auswahlen

Eine Auswahl (oder Selektion) ist ein Bereich der Grafik, den Sie mit der linken Maustaste markiert haben. Sie können mehrere Auswahlen gleichzeitig aktiv halten. Alle Operationen, die Sie ausführen, wirken nur auf den selektierten Bereich, unabhängig davon, ob Sie eine einfache oder eine Mehrfachauswahl aktiviert haben.

Gimp verfügt über verschiedene Auswahlwerkzeuge, Sie finden diese in den ersten Icon-Zeilen des Hauptmenüs. Wenn Sie eines dieser Werkzeuge aktivieren, verändert sich der Mauszeiger in ein Auswahlwerkzeug, wenn Sie sich gleichzeitig über einer Grafik befinden.

Das letzte Werkzeug ist nicht im eigentlichen Sinne ein Auswahlwerkzeug, dient aber auch zum Verschieben von Auswahlen und sollte deshalb hier nicht fehlen.

Gemeinsamkeiten

Bei allen Auswahlwerkzeugen können Sie mit einen Doppelklick auf das jeweilige Symbol weitere Einstellungen vornehmen. Alle Auswahlwerkzeuge verfügen über eine „weiche“ Auswahl, diese beeinflußt den Rand des ausgewählten Bereiches. Diese Option kann mit einem Schieberegler im Radius beeinflußt werden, größere Werte ergeben einen größeren Radius.

Alle Auswahlwerkzeuge, mit Ausnahme der rechteckigen Auswahl, verfügen über eine Weichzeichner-Funktion, diese ergibt eine mehr oder weniger starke Ausprägung der Pixel an den Rändern.

Einige Auswahlwerkzeuge verfügen noch über weitere spezifische Einstellmöglichkeiten.

Sie können die ausgewählten Bereiche mit einigen Tasten beeinflussen. Normalerweise ersetzt eine Auswahl die bisher bestehende. Mit Hilfe einer Taste können Sie die bestehende Auswahl ergänzen oder den neu selektierten Bereich aus der bestehenden Auswahl entfernen. Hier eine Übersicht der Tasten:

In jedem Fall beginnt ein selektierter Bereich an der Stelle, an der Sie die linke Maustaste drücken, und endet an der Stelle, an der Sie die Taste wieder loslassen. Während dessen wird der selektierte Bereich farbig markiert und nach Loslassen der Maustaste von einer gestrichelten Linie umschlossen. Durch die verschiedenen Kombinationen mit den Tasten können Sie das Verhalten, wie oben beschrieben, beeinflussen.

Bezier-Auswahl

Dieses Auswahlwerkzeug verhält sich völlig anders, als alle bisher beschriebenen. Sie beginnen eine Selektion indem Sie mit der linken Maustaste einmal klicken, dies setzt den Startpunkt. Der Punkt erscheint in einem kleinen Kreis, einem sogenannten Anker (englisch: anchor).

Wiederholen Sie dies rund um den Bereich, den Sie auswählen möchten, an jeder Stelle wird ein weiterer Punkt gesetzt. Wenn Sie die Auswahl abgeschlossen haben, klicken Sie noch einmal auf den Startpunkt.

Damit ist die Auswahl aber noch nicht ganz abgeschlossen, bisher haben Sie nur einige gerade Linien erzeugt. Wählen Sie nun einen der Anker aus, indem Sie ihn nochmal anklicken, halten Sie dabei die Maustaste gedrückt. Wenn Sie nun die Maus bewegen, sehen Sie zwei Linien, die sich von diesem Punkt entfernen, jede am Ende mit einem Quadrat markiert. Eine von diesen befindet sich in der Nähe des Mauspfeils. Diese Punkte werden „handles“ genannt und dienen zum Verändern der Kurve. Halten Sie dazu einen dieser Punkte mit der Maus fest und bewegen Sie ihn. Je nach Abstand zum Anker und abhängig von dem Winkel in dem Sie den Punkt von der ursprünglichen Position wegbewegen, können Sie die Kurve verändern. Dies hört sich viel komplizierter an als es ist!

Mit den Tasten STRG und Shift können Sie jeden der Anker verschieben.

Mit der Shift Taste können Sie die beiden zu einem Anker gehörenden „handles“ beeinflussen.

Nun ein kleines Beispiel, wie Sie diese Auswahl einsetzen können:

Erstellen Sie zunächst eine neue Grafik mit der Größe von 256x256 Pixeln. Zeichnen Sie nun mit dem Bezier-Werkzeug ein Dreieck, klicken Sie hierzu mit der linken Maustaste viermal in das Bild, einmal oben in der Mitte, einmal unten rechts, dann unten links und zum Abschluß noch einmal auf den Startpunkt. Hiermit haben Sie die nötigen Anker für die Bezierkurve gesetzt.

Selektieren Sie nun den obersten, ersten Anker. Ein Mausklick auf diesen Punkt erzeugt die zu diesem Anker gehörenden „Handles“. Wenn Sie nun die Maustaste gedrückt halten und die Maus nach links bewegen, erscheinen einige weitere Linien. Beachten Sie, daß sich die Linie zu einer Kurve verwandelt hat. Wandern Sie ein wenig mit der Maus umher und beobachten Sie, was passiert...

Lassen Sie nun die Maustaste los und wählen Sie den gleichen Punkt noch einmal, diesmal aber zusammen mit der Taste STRG (halten Sie beide (Maus- und Tastatur-) Tasten gedrückt). Bewegen Sie nun die Maus, jetzt wird der Ankerpunkt zusammen mit der Kurve verschoben.

Probieren Sie das gleiche noch einmal, diesmal aber mit der SHIFT-Taste. Sie können nun einzelne Handles bewegen.

Wenn Sie die Handles stören, klicken Sie einfach irgendwo außerhalb des Dreieckes in das Bild. Wenn Sie mit der Form zufrieden sind, klicken Sie innerhalb der Form, aber nicht auf einen der Handles. Die Form wird zu einer Auswahl, diese können Sie nun beispielsweise mit einer Farbe füllen oder ausschneiden.