Um weitere Pakete auf einem Debian GNU/Linux-System zu installieren, stehen
mehrere Programme zur Verfügung. dselect ist das älteste von
diesen. dselect stellt ein überaus mächtiges Programm mit vielen
Möglichkeiten und allen Freiheiten dar. Dies hat aber leider nicht bei allen
Anwendern (gerade bei Einsteigern) zur Beliebtheit beigetragen. dselect
verfügt über eine sehr ausführliche Online-Hilfe, aber mal ehrlich: wer liest
so etwas schon... Aber wer über einige wenige Kenntnisse von dselect
verfügt, wird sehen, daß alles ganz einfach ist, und die Mächtigkeit dieses
Werkzeuges schnell zu schätzen wissen.
Die nächste Generation der Debian GNU/Linux-Installationsprogramme
stellt apt dar.
Mit der Version 3.0 von Debian GNU/Linux ist die komplette Umstellung des
Paketmanagements auf apt erfolgt.
Unabhängig davon, welches Programm Sie zur Installation benutzen, Sie müssen in
jedem Fall auswählen, welche Pakete Sie installieren möchten. Dies ist bei
Debian GNU/Linux keine leichte Aufgabe, mittlerweile umfaßt die Distribution
einige tausend Pakete! Um Ihnen die Auswahl zu erleichtern,
wurden von den Entwicklern sogenannte „task“-Pakete
zusammengestellt. Diese „Gruppierung“ von Paketen vereinfacht Ihnen die Auswahl.
Wählen Sie beispielsweise das Paket task-gnome-desktop aus, so werden alle
nötigen Pakete für einen GNOME Desktop ausgewählt und installiert.
Weitere Informationen zu diesen Paketen finden Sie im Abschnitt
task-Pakete.
Programme wie apt-get oder gnome-apt oder auch das
bereits erwähnte dselect können zum Auswählen
und Installieren einzelner
Pakete benutzt werden.
Die Paketverwaltung unter Debian GNU/Linux stellt eines der Highlights dieser
Distribution dar. Wir wollen hier nicht auf jedes Detail eingehen, hier aber
trotzdem ein paar Sätze zu den grundsätzlichen
Vorgängen bei der Installation
eines Paketes sagen.
Jedes Programmpaket enthält in der Regel
einige verschiedene Dateien, die zur Funktion
dieses Programms benötigt werden. Hierzu
gehören natürlich das Programm selber, die
Bibliotheken, Dateien mit Daten wie zum Beispiel
Grafiken für Spiele, die Anleitung
(man-pages) usw. Bei der Installation eines
Programms muß sichergestellt sein, daß
alle Dateien am richtigen Platz im Verzeichnisbaum
installiert werden.
Wenn Sie später ein Programm wieder von Ihrem
System entfernen wollen,
ist es ebenfalls
wichtig zu wissen, welche Dateien zu einem Programm
gehören und wo sie sich befinden.
Weiterhin ist festzustellen, ob Dateien installiert
wurden, die mittlerweile von anderen
Programmen benutzt werden. In diesem Fall darf das
Paket unter Umständen nicht entfernt
werden.
Ebenso kann der Fall eintreten, daß ein Programm auf den neuesten Stand gebracht werden
soll. Bei diesem Vorgang werden Dateien aktualisiert und eventuell auch einige Dateien
gelöscht, die von der neuen Version nicht mehr
benötigt werden. Auch dies muß so
durchgeführt werden, daß nicht andere Programme danach
nicht mehr funktionsfähig sind.
Das Debian GNU/Linux-Paketsystem wacht über alle diese
Vorgänge und hält Ihr System immer in einem
benutzbaren Zustand.
Debian GNU/Linux organisiert die Pakete in einer
festgelegten Hierarchie. Unter anderem werden Bereiche mit
allgemeiner, freier Software (main), die den
DFSG (
Debian Free Software Guidelines - Die Debian-Richtlinien für freie Software)
entspricht, und Bereiche mit Software, die nicht unter
solchen freien Lizenzen steht (non-free), unterschieden.
Die nächste Ebene beschreibt die Architektur, also
die Prozessorfamilie, auf der die Binärpakete laufen.
Auch die Sourcen (Quellcodes) zu den Paketen sind in
dieser Ebene angesiedelt. In der letzten Ebene finden sich
diverse Verzeichnisse, in denen die eigentlichen
Pakete zu Gruppen, wie zum Beispiel „Games“
oder „X11“, zusammengefaßt werden.
Hier nun eine Übersicht der verschiedenen Ebenen.
Hier eine Übersicht der von Debian GNU/Linux unterstützten beziehungsweise in
der Entwicklung befindlichen Architekturen.
Nicht alle hier vorgestellten Architekturen wurden mit den Debian GNU/Linux-Versionen 2.1
oder 2.2 „released“, sprich
freigegeben.
Bitte beachten Sie auch, daß nicht alle auf CD-ROM im Handel erhältlich sind.
Am einfachsten sind CDs für die i386-Architektur
zu bekommen. Einen „normalen PC“ hat einfach fast jeder.
Intel x86 (i386)
Die erste Architektur und nicht direkt eine Portierung. Mit dieser Architektur begann alles.
DEC Alpha (alpha)
Der erste Release erfolgte mit Debian 2.1. Eine der länger bestehenden
Portierungen und ziemlich stabil.
ARM (arm)
Eine neue Portierungs-Bestrebung, motiviert durch Rebels (ehemals Corel)
interessante-NetWinder Maschine.
Motorola 68k (m68k)
Erster Release war mit Debian 2.0. Der am meisten etablierte Port nach dem Intel x86. Der Debian
m68k Port läuft auf einer großen Bandbreite von Computern, die auf der Motorola 68k-Prozessorfamilie
basieren - im besonderen die Sun3-Workstationfamilie, die Apple Macintosh Personal-Computer und
die Atari und Amiga Personal-Computer, aber auch einigen aus dem Industriebereich stammenden
VME-Bus Boards.
MIPS
Es wurde schon etwas an der Portierung von Debian auf die MIPS-Architektur, die u.a. in SGI-Computern
verwendet wird, gearbeitet. Wenn Sie eine SGI besitzen und daran interessiert sind, die Portierung
voran zu bringen, senden Sie eine E-Mail an debian-mips@lists.debian.org.
Prozessoren der Firma MIPS finden sich aber auch in Rechnern der Firma DEC, der sogenannten
DECStation-Familie.
Motorola/IBM PowerPC (powerpc)
Diese Portierung läuft auf vielen Apple Macintosh PowerMac-Rechnern und kann auch
auf den meisten Motorola-Computern laufen. Ältere Macintosh-Rechner benutzen die m68k-Prozessoren,
diese werden nicht als PowerMac bezeichnet.
Sun SPARC (sparc)
Zum ersten Mal mit Debian 2.1 veröffentlicht. Diese Portierung läuft
sowohl auf der SPARCstation-Familie von Workstations als auch auf einem
Teil ihrer Nachfolger in der Sun4-Architektur.
Sun UltraSPARC(sparc64)
Dies ist auch der Beginn einer Portierung auf die Sun UltraSPARC (sun4u) Workstation-Familie.
Dieser 64bit-Prozessor hat den Vorteil der Rückwärts-Kompatibilität mit seinem Vorgänger, so
daß die UltraSPARC-Portierung in der Lage sein wird, Sparc-Binärfiles auszuführen. Dieses
Projekt braucht zur Zeit Entwickler. Wenn Sie einen UltraSPARC-basierenden Computer haben
und helfen möchten, senden Sie bitte eine E-Mail an die Liste unter
debian-ultralinux@lists.debian.org,
um Ihre Mitarbeit anzubieten.
Debian GNU/Hurd (hurd-i386)
GNU Hurd ist ein völlig neues Betriebssystem, das von der GNU-Gruppe aufgebaut wird.
Hurd wird in der Debian Distribution den Linux-Kernel ersetzen, daher der Name Debian GNU/Hurd.
Debian Beowulf
Obwohl nicht wirklich eine Portierung, so wird Beowulf doch ein Ersatz für viele Großrechner in
Forschung und Entwicklung sein. Deshalb scheint hier der richtige Platz zu sein. Dieses
Projekt arbeitet daran, Beowulf-Cluster unter Debian laufen zu lassen und ein Netzwerk der
beteiligten Menschen ganz nach dem Bazar-Modell zu schaffen.
Innerhalb der hier vorgestellten Gruppen (als Verzeichnisse auf den CDs oder auf den FTP-Servern
angelegt) finden Sie die eigentlichen Pakete.
Administration - Programme zur Systemadministration.
Base - Teile des Basissystems, wie zum Beispiel verschiedene Kernel.
Communication - Terminalprogramme usw. .
Development - Diverse Programmiersprachen, Compiler, Interpreters, C/C++ Header, usw.
Documentation - HOWTOs, FAQs und andere Dokumentation sowie Programme, um diese zu lesen.
Editors - Textverarbeitungen, Editoren für Programmierer.
Electronics - Simulatoren für elektronische Schaltungen usw.
Games - Spiele.
Graphics - Grafikprogramme.
Ham Radio - Programme für Amateurfunker.
Interpreters - Interpreter wie Perl, Python und Tcl/Tk.
Libraries - Bibliotheken, die von verschiedenen Programmen genutzt werden.
Mail - Alles rund um E-Mail. Mailserver, Mailprogramme usw.
Mathematics - Mathematische und wissenschaftliche Programme.
Miscellaneous - Diverses, was sonst nirgends hineinpaßt.
Network - Netzwerkserver und Clientprogramme.
Newsgroups - Software für öffentliche Diskussionsforen.
Old Libraries - ältere Versionen von Bibliotheken.
Other Operating Systems and File Systems - Zugriff auf andere Betriebs- oder Dateisysteme.
Shells - verschiedene Shells.
Sound - Alles für den guten Ton.
TeX - Donald Knuth's Schriftsatzprogramm.
Text Processing - Werkzeuge zum Umgang mit Textdateien.
Utilities - verschiedene Werkzeuge.
- Programme für das WWW, Server und Clients.
X Window - X Servers, Window Managers und anderes.
Das
Debian-Paketformat
beinhaltet eine Vielzahl von Informationen zu jedem
Paket um sicherzustellen, das sich jedes einzelne perfekt in das System integriert.
Debian-Paketnamen enden immer mit
.deb, somit können sie
leicht von anderen Dateien oder von Paketen aus anderen Distributionen unterschieden
werden. Das bekannteste Feature des Debian-Paketformates sind die
Abhängigkeiten
(
dependency) zwischen den Paketen.
Abhängigkeiten zwischen den Paketen erlauben es zum Beispiel einzelnen Programmen,
auf gemeinsame Bestandteile anderer Pakete zuzugreifen, meist sind dies
Libraries
(
Systembibliotheken).
Dies verhindert ein unnötiges, doppeltes
Installieren von Dateien, auf einem durchschnittlichen System kann so die
Zahl der installierten Dateien deutlich reduziert werden.
Betrachten wir uns zunächst einmal den einfachsten Fall: ein Paket benötigt zwingend ein
zweites Paket, um zu funktionieren. Das Paket mail-crypt
ist eine Erweiterung zu Emacs, um E-Mail mit PGP zu verschlüsseln. Wenn PGP nicht
installiert ist, wird auch mail-crypt nicht funktionieren.
Somit wurde vom Debian Paket-Betreuer (Maintainer) dem Paket die
Abhängigkeit zu PGP mitgegeben. Ebenso bedingt mail-crypt
die Installation von emacs, da es eine Erweiterung
dazu ist, macht es keinen Sinn, dies alleine zu installieren.
Weiterhin sind in den Paketbeschreibungen auch Konflikte zwischen den Paketen
festgelegt. So ist es unter Debian GNU/Linux nicht möglich,
zwei oder mehrere der Programme
exim, smail,
sendmail,
postfix oder qmail
zu installieren, da diese alle das virtuelle Paket mail delivery agent
zur Verfügung stellen. Die Abhängigkeiten erlauben es, daß genau ein Programm, welches
für den Mailtransport zuständig ist, installiert werden kann.
Dann haben Sie aber die freie Auswahl zwischen den verfügbaren Paketen.
Nun wäre es denkbar, daß ein Programm zum Erstellen von E-Mail (beispielsweise
mutt), da es ja eine Möglichkeit benötigt, auch Mails auszuliefern,
von smail abhängt. Damit würde man dem Benutzer von mutt
vorschreiben, welchen MTA (Mail Transfer Agent) er zu benutzen hat. Debian GNU/Linux-Pakete
gehen auch hier einen besonderen Weg. Von den Maintainern der Pakete wird
zusätzlich ein „virtueller“ Name festgelegt. Die Programme
exim, smail, sendmail
und qmail
beispielsweise verfügen noch über die Information, daß Sie einen
„mail-transport-agent“ zur Verfügung stellen. Somit bleibt Ihnen
die freie Auswahl zwischen einem dieser Programme.
Das Debian-Paketsystem überwacht zu jeder Zeit alle diese Abhängigkeiten
und sorgt dafür, daß Ihr System in einem sicheren, lauffähigen Zustand bleibt.